WAGO Dienstwagenflotte:
30. April 2024Die Zeichen stehen auf Strom
WAGO Dienstwagenflotte:
30. April 2024
„2021 haben wir im Unternehmen eine Grundsatzentscheidung getroffen“, blickt Dietrich Schlichter auf einen kategorischen Schnitt zurück. Seit der Einführung der „Green Car Policy“ begleitet der Fuhrparkmanager den Umbau der WAGO Dienstwagenflotte in Richtung E-Mobilität. „Abgeschlossen ist das Projekt noch nicht“, beschreibt er den Status, “aber es unterstreicht die Priorität, die das Thema Nachhaltigkeit bei WAGO hat.” Bis September 2021 war der Fuhrpark des ostwestfälischen Energiekomponentenherstellers das Spiegelbild einer Dienstwagenflotte eines ganz normalen deutschen Unternehmens. Zu dem Zeitpunkt bestand der Fuhrpark aus 230 Fahrzeugen – überwiegend kompakte schwere Dieselfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Sie trugen ihren Teil zum erheblichen CO2-Ausstoß aller Neuwagen bei. 2021 betrug der noch fast 80 Prozent. Der Entschluss von WAGO, auf E-Mobilität umzusteigen, war und ist ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz. Und jeder neue Stromer, der die Flotte verstärkt, ist ein weiterer Schritt, Emissionen zu senken und den Fokus auf ein umweltfreundliches Fahren zu legen.
72 % elektrisch
Heute, rund zwei Jahre später, ist die WAGO Dienstwagenflotte an den drei deutschen Standorten des Unternehmens auf 270 Fahrzeuge gewachsen. Mehr als die Hälfte – mittlerweile 145 Fahrzeuge – sind E-Fahrzeuge oder Plug-in-Hybride der unterschiedlichsten Klassen, Größen und Hersteller. Noch in diesem Jahr werden weitere 50 Verbrenner gegen E-Fahrzeuge umgetauscht. „Die Geschwindigkeit bei der Flottenumstellung wird zum einen von den langen Lieferzeiten für E-Fahrzeuge bestimmt“, erklärt Fuhrparkmanager Schlichter, „zum anderen an der Restlaufzeit noch bestehender Leasingverträge bei den Verbrennern.“ Die Entscheidung für die E-Mobilität fiel bei WAGO vergleichsweise früh. Aktuell sind im Bundesdurchschnitt maximal ein Drittel aller Dienstfahrzeuge elektrisch betrieben. Bei WAGO sind es mehr als 72 Prozent. Umfangreiche Investitionen nicht nur in die Fahrzeuge, sondern auch in die Infrastruktur schufen die Voraussetzungen dafür
Kundenspezifische Lösungen
Wie bei der Planung jedes anderen Ladeparks spielten die Gegebenheiten vor Ort und die individuellen Erwartungen an den Leistungsumfang eine entscheidende Rolle für die Umsetzung. „Die Qualität der Planung ist die wichtigste Voraussetzung“, benennt Philipp Baumann, Produktmanager in der Business-Unit SOLUTIONS bei WAGO, den ersten Schritt. Betreiber müssen ihre Anforderungen klar definieren, Facility-Manager schon zu diesem frühen Zeitpunkt ihren Input liefern. Denn: „Es gibt nicht die eine Lösung, die alles kann.“ Vielmehr entwickelt WAGO Details in den Standard hinein. Was bedeutet: „Erst aus den kundenspezifischen Anforderungen an den jeweiligen Ladepark ergibt sich die konkrete Aufgabenstellung an uns – und zwar von der Anpassung über die Anbindung bis hin zur Programmierung.“
Intelligentes Energiemanagement
Der zweite Schritt: Woher kommt die Energie? Der WAGO Campus verfügt über eine großzügig ausgelegte PV-Anlage. Der Überschuss der erzeugten Energie fließt unter anderem in das Laden der E-Flotte. Dass die Gewährleistung der Netzstabilität insbesondere im Zusammenspiel mit industrieller Fertigung eine besondere Rolle spielt, liegt auf der Hand. „Die Ladeinfrastruktur muss sauber laufen und gut geschützt sein. Das bedeutet, dass die Ladeleistung der Infrastruktur abhängig von der Gesamtlast am Standort dynamisch bestimmt, fortlaufend angeglichen und optimiert wird. Dieses dynamische Lastmanagement, das die Lastspitzen kappt, ermöglicht ein ganzheitliches Energiemanagement.“
Die eigene Technik bildet die Hardwaregrundlage für das Lastmanagement im Unternehmen.
Will man Elektrofahrzeuge intelligent und nachhaltig laden, geht kein Weg an einer kontinuierlichen Leistungsanpassung und der Einbindung und Nutzung aller verfügbaren Kapazitäten vorbei. Wer dabei auch die Stromkosten im Griff behalten will, sollte Lastspitzen – an denen sich die Tarife orientieren – unbedingt vermeiden. Softwaregesteuert könnten sich Ladezeiten zukünftig direkt auch an den Börsenpreisen für Strom orientieren.
„Jede Maßnahme setzt maximale Transparenz für das Facility-Management voraus. Die müssen jederzeit sehen können, was passiert da – zum Beispiel per Fernzugriff auf die Parametrieroberfläche.“ Im praktischen Betrieb gibt es viele Kennwerte, die für die Fehlersuche wichtig sind. „Dieses Thema wird in der Cloud-App fokussiert“, sagt Philipp Baumann. Allein durch den Abgleich von Soll- und Istströmen können Fehler schon aufgespürt werden.
Der WAGO Load Management Controller mit der bereits vorinstallierten Software WAGO Application Load Management ist das Herzstück der Lösung.
Es begann als Azubiprojekt
Bei WAGO wurde für die Kommunikation mit der Ladeinfrastruktur Anfang 2022 ein Azubiprojekt ins Leben gerufen. Florian Deerberg, zu der Zeit in der Ausbildung zum Mechatroniker, war an der Entwicklung des Kommunikationsaufbaus beteiligt. „Ziel war der Aufbau einer zentralen, erweiterbaren Kommunikationsstruktur, die perspektivisch den Zugriff auf eine theoretisch unbegrenzte Menge an Ladestationen ermöglicht.“ Die individuellen Anforderungen an die Anwendungen forderten Funktionserweiterungen im System: „Die stellten wir im Rahmen von Addons bereit.“ Florian Deerberg hat seine Ausbildung mittlerweile abgeschlossen – und entwickelt als Teammitglied des technischen Services auch weiterhin spezielle Funktionserweiterungen für das WAGO Application Load Management – zum Beispiel, wenn es darum geht, Facility-Managern einen leicht zu überblickenden Zugriff auf das jeweilige System zu ermöglichen. Ideen gehen bis hin zu einer Ladepriorisierung – beispielsweise für Fahrzeuge des Vertriebs oder der Geschäftsführung.
Florian Deerberg, Philipp Baumann und Dietrich Schlichter haben die Integration eines Lastmanagements bei WAGO vorangetrieben.
Markenoffen und interoperabel
„WAGO Application Load Management ist bewusst markenoffen für Wallboxen der unterschiedlichen Hersteller und ist mit seiner großen Schnittstellenvielfalt interoperabel. Aktuell können wir Säulen von etwa 30 unterschiedlichen Herstellern in einem Park „verheiraten””, beschreibt Philipp Baumann den Stand. Auch in den WAGO Ladepark sind Ladesäulen unterschiedlicher Hersteller eingebunden. Die 46 Ladepunkte laden mit 11 und 22 kW. Weitere sind geplant. Darunter auch ein Hypercharger. „Grundsätzlich können wir damit dann auch Gleichstrom laden“, beschreibt Philipp Baumann einen zukunftsrelevanten Aspekt.
Die Errichtung des eigenen Ladeparks hielt für das WAGO Team viele exemplarische Herausforderungen bereit. Wo bei der Errichtung eines Ladeparks kundenrelevante Probleme lauern, könnten weiß man deshalb nicht zuletzt aus eigener Erfahrung. „Das einfache Einrichten und die schnelle unproblematische Inbetriebnahme des WAGO Load Managements ist unser größtes Anliegen. Deshalb sind alle Maßnahmen immer auch mit dem notwendigen Support flankiert – von eventuell notwendiger zusätzlicher Programmierung bis hin zur Inbetriebnahme.
Die hat bei WAGO auch für die Nutzer der Dienstwagen geklappt. „Die „German Angst”, auf dem Weg zum Kunden ohne Strom auf der Strecke zu bleiben, haben wir überwunden”, bestätigt Dietrich Schlichter augenzwinkernd. Ein zuverlässiges Lademanagement trägt dazu bei. Für den weiteren Ausbau der Infrastruktur werden in den kommenden Monaten bei WAGO die Weichen gestellt.