Was die Norm nicht enthält, wurde auch in der Vergangenheit zu wenig berücksichtigt: das Wohlbefinden des Menschen. Denn nur weil beispielsweise ein Büro von morgens bis abends ausreichend hell beleuchtet ist, muss es noch lange nicht die optimale Umgebung für die darin arbeitenden Kolleginnen und Kollegen sein. Heutzutage ist unumstritten, dass wir uns immer dann am wohlsten fühlen und dadurch am produktivsten sind, wenn unsere Arbeitsumgebung dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, dem sogenannten circadianen Rhythmus, am nächsten kommt.
Stäbchen, Zapfen, Ganglienzellen
Die Ursache hierfür ist eine – erst vor vergleichsweise kurzer Zeit entdeckte – dritte Klasse von Fotorezeptoren. Während Stäbchen und Zapfen über eingelagerte Sehpigmente sowohl Hell-Dunkel-Kontraste als auch Farben wahrnehmen, sind die Ganglienzellen nicht für die Bilderkennung zuständig. Sie sind zwar ebenfalls lichtempfindlich, nutzen diese Informationen jedoch für die Regelung des menschlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Die Ganglienzellen sind also dafür verantwortlich, dass wir abends zu einer bestimmten Uhrzeit müde werden und schlafen gehen – und nicht etwa schon zur Mittagszeit. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass für den Menschen Licht nicht gleich Licht ist, dass 500 Lux und 5000 K morgens um acht nicht die gleiche Wirkung auf uns haben wie nachmittags um drei.