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Referenz 13. Oktober 2022
Klima schützen, Versorgung sichern

Esforin vermarktet Flexibilitäten von Gaskraftwerken und anderen Anlagen auf dem Spotmarkt der Strombörse. Dabei kommt es sehr auf Tempo und Zuverlässigkeit an. Gute Gründe für das Unternehmen und seine Kunden, sich auf WAGO Controller und die WAGO Cloud zu verlassen.

Erneuerbare Energien in bestehende Anlagen integrieren

Das Essener Unternehmen Esforin schützt das Klima mit fossiler Energie. Wie das? Esforin vermarktet Flexibilitäten von Gaskraftwerken – wie auch von anderen Energieerzeugern, von Industrieanlagen oder von Batteriespeichern – im Intraday-Handel an der Strombörse: Wenn es kurzfristig Engpässe im Markt gibt, etwa weil Windräder und Solaranlagen nicht so viel Strom liefern wie prognostiziert, springen Anlagen ein, die Esforin unter Vertrag genommen hat. Das macht sie zum Sicherheitsnetz für die erneuerbaren Energien – und damit unverzichtbar für den weiteren Ausbau von Photovoltaik und Windenergie.

„Wir nutzen bestehende Anlagen, um die erneuerbaren Energien ins System zu integrieren“, erklärt Christoph Gardlo, Mitgründer und COO von Esforin. „Auf diese Weise leisten wir einen wichtigen Beitrag zu Energiewende, Klimaschutz und auch für die Versorgungssicherheit.“ Über den Daumen gepeilt ermöglicht die Vermarktung von einem Megawatt flexibler Leistung aus Gaskraftwerken und anderen Anlagen den Zubau von zwanzig Megawatt Wind- oder Solarenergie, rechnet Gardlo vor. Esforin hat, bestätigt durch den TÜV Rheinland, mit seiner vermarktbaren Leistung im oberen dreistelligen Megawattbereich 2021 insgesamt 197.000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden.

Das Modell ist aber nicht nur für den Klimaschutz ein Gewinn, sondern auch für die Betreiber der Anlagen: „Wir erwirtschaften für unsere Kunden attraktive Erlöse, indem wir mit unserer automatisierten Vermarktung die Preisschwankungen im Intraday-Handel an der Strombörse optimal ausnutzen“, so Gardlo.

Auf diese Weise leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Energiewende, Klimaschutz und auch für die Versorgungssicherheit.

Christoph Gardlo | Mitgründer und COO von ESFORIN

GuD Kraftwerk der InfraServ Gendorf

Eine dieser von Esforin vermarkteten Anlagen steht im südostbayerischen Chemiepark Gendorf. Das Gas- und DampfturbinenKraftwerk (GuD-Kraftwerk) des Standortbetreibers InfraServ versorgt dessen Strombedarfe und deckt darüber hinaus maßgeblich den Wärmebedarf des Chemieparks. Saisonal unterschiedlich hat die Gasturbine noch Reserven in der Stromerzeugung. „Wir haben uns deshalb Gedanken gemacht, wie wir dieses Potenzial nutzen und mit unserer Anlage zusätzliche Erlöse erzielen können - natürlich ohne die Versorgungssicherheit unserer Standortbetriebe zu beeinträchtigen. Flexibilitätsvermarktung kannten wir bereits, wollten aber sowohl die ganze Bandbreite möglicher Varianten bedienen und dabei v.a. die Performance der Vermarktung für uns optimieren“, berichtet Peter Geyer, Koordinator bei InfraServ Gendorf.

So prognostiziert InfraServ nun täglich, wie viel zusätzliche Leistung die Gasturbine am Folgetag zu welchen Zeiten für die kurzfristige Vermarktung maximal bereitstellen kann und welcher Strompreis mindestens erzielt werden muss, um die Kosten für ein Hochfahren der Gasturbine zu decken. Diese Daten teilt InfraServ ihrem Partner Esforin als Randbedingungen für den jeweils folgenden Vermarktungstag mit.

Referenzvideo

Tempo und Zuverlässigkeit

Im Intraday-Handel wird Strom in Blöcken von einer Viertelstunde bis zu einer Stunde verkauft. Der Handel startet um 15 Uhr des Vortags und endet erst fünf Minuten vor dem jeweiligen Lieferbeginn. Möchte also etwa ein Teilnehmer für die Viertelstunde von 20.00 Uhr bis 20.15 Uhr Strom kaufen, ist der Handel bis 19.55 Uhr offen.

Wie ein Frosch auf Mückenjagd liegt Esforin im Intraday-Handel auf der Lauer, sagt Gardlo. „Wir schlagen sofort zu, wenn jemand bereit ist, den von InfraServ Gendorf geforderten Preis für die viertelstundenweise angebotenen Leistungen zu zahlen.“ Dafür nutzt Esforin einen selbst programmierten, kundenindividuell gestalteten Algorithmus, der unter Maßgabe der von den Anlagenbetreibern vorgegebenen Rahmendaten automatisiert handelt. Kommt ein Geschäft zustande, muss es schnell gehen, bleiben doch zwischen Handelsschluss und Leistungserbringung gerade einmal fünf Minuten. „Wir übersetzen das Geschäft in ein Abrufsignal, das Fernwirktechnik ohne jeden Zeitverlust an die Leitwarte des Kraftwerks übermittelt. So ist sichergestellt, dass sie rechtzeitig den nötigen Leistungshub der Turbinen veranlasst“, erläutert der Esforin-Chef.

Neben Geschwindigkeit kommt es bei dieser Daten-Transportkette aber auch noch auf etwas Anderes an: auf Zuverlässigkeit. „Es ist extrem wichtig, dass der Leistungsabruf die Anlage so erreicht, dass diese die angeforderte Leistung tatsächlich auf den Punkt bereitstellen und auch wieder beenden kann“, erklärt Gardlo. Auch für den Kraftwerksbetreiber ist Verlässlichkeit essenziell. „Signale, die wiederholt zeitlich oder von der Leistungshöhe her nicht korrekt sind, würden die Vermarktung unserer Flexibilität über kurz oder lang beenden. Denn schließlich ist das nur ein Zusatzgeschäft, das den regulären Betrieb unserer Anlage nicht beeinträchtigen darf“, sagt Geyer.

Bei den Produkten handelt es sich um standardisierte Hardware – die aber dank einer sehr breiten Palette an Schnittstellen genügend Flexibilität bietet, um mit der Heterogenität der Prozessleittechnik unserer Kunden zurecht zu kommen.

Christoph Gardlo | Mitgründer und COO von ESFORIN

Commands nahezu in Echtzeit

Gute Gründe also für Esforin, bei dieser Aufgabe auf Produkte von WAGO zu setzen: Die WAGO Cloud dient als Plattform für die Ausgabe der Commands des Algorithmus an die Leittechnik der Kunden, die WAGO Controller PFC100 und PFC200 wiederum liefern die Abrufsignale schnell und sicher an die Kundensysteme aus. Zudem spielen sie Daten daraus in die Cloud zurück. „Angesichts unserer Verantwortung für die Versorgungssicherheit ist für uns gar keine Frage, dass wir hier Industrie-Standardkomponenten verwenden, die lange erprobt sind und verlässlich funktionieren“, sagt Gardlo. Das tun sie, bestätigt Geyer: „Nach einem Jahr Erfahrung mit dem System können wir sagen: Das haut hin!“

Ein zentraler Vorteil der WAGO Controller liegt für Esforin in ihrer großen Variabilität. „Bei den Produkten handelt es sich um standardisierte Hardware – die aber dank einer sehr breiten Palette an Schnittstellen genügend Flexibilität bietet, um mit der Heterogenität der Prozessleittechnik unserer Kunden zurecht zu kommen“, so Gardlo. Das Cloud-Connectivity-Protokoll von WAGO garantiert dabei die reibungslose Anbindung an die Cloud. Nach Abstimmung mit den Anlagenbetreibern, über die in beide Richtungen zu übertragenden Datenpunkte spielt Esforin eine eigene Software auf die Controller, die die Kommunikation organisiert. Die Kunden bauen sie dann selbst in ihre Leitwarten ein. „Die WAGO Controller lassen sich per ‚Plug-and-play’ implementieren. Das entspricht unserem Anspruch, den Kunden möglichst wenig Aufwand zu bereiten“, sagt der Esforin-Chef.

Die mit Microsoft Azure betriebene WAGO Cloud wiederum stellt sicher, dass die zehntausenden von Commands, die der Esforin-Algorithmus tagtäglich ausgibt, in der zur Verfügung stehenden Zeitspanne – also annähernd in Echtzeit – korrekt an die Kundensysteme ausgeliefert werden. Das ist eine eher ungewöhnliche Einsatzweise der WAGO Cloud, wird sie doch meist als Datendrehscheibe eingesetzt. Die Anwendungen von Esforin zeigen jedoch, dass sie auch diese Anforderung zuverlässig erfüllt.

Flexibilität in der Flexibilitätsvermarktung

„Bereits nach wenigen Monaten Laufzeit unseres zu Beginn der Zusammenarbeit mit Esforin festgelegten Vermarktungsmodells haben wir eines gelernt: Flexibilitätsvermarktung muss flexibel sein. Will heißen: die Strategie muss sich verändernden Rahmenbedingungen (technisch / betrieblichen wie auch energiewirtschaftlichen) anpassen können – und das kann sie auch“, sagt Geyer.

Mit Esforin haben wir einen starken Partner an unserer Seite. Und mit der WAGO Cloud und den WAGO Controllern ebenso starke Technologien zur Verfügung, die helfen, die vielfältigen Chancen des Energiemarktes optimal zu nutzen.

Text: Ralph Diermann – Energiejournalist

Fotos: Tremonia